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Trauer um deinen Hund (oder ein anderes Tier)

Inhalt:

  1. Warum man die Trauer um ein Tier ebenso ernst nehmen sollte, wie um einen Menschen
  2. Ist die Trauer um ein Tier nur etwas für Sensibelchen?
  3. Wie halte ich die Traurigkeit aus?
  4. Mein Kind trauert um unseren Hund (oder ein anderes Tier). Was kann ich tun?
  5. Meine 5 wichtigsten Tipps, wenn du um deinen Hund trauerst
  6. Ein großer Fehler, den du vermeiden solltest
  7. Von uns für dich

Warum man die Trauer um ein Tier ebenso ernst nehmen sollte, wie um einen Menschen

Trauer kennt keine Regeln und auch nicht die Begrenzung auf Mensch oder Tier. Jeder, der einmal einen geliebten Hund, eine Katze, ein Pferd oder ein anderes Haustier verloren hat, ist sich dessen bewusst. Selbst beim Tod eines Wildtieres, das wir nicht täglich im Arm halten, kann uns die Traurigkeit überwältigen. Viele erinnern sich an Knut, den Berliner Eisbären. Sein Leben und Sterben wurden 2011 zu einem globalen Medienereignis. Tausende Menschen trauerten um ihn.

Alltäglich ist der Tod vierbeiniger Gefährten, die ihren Platz in unseren Herzen haben. Stirbt ein Hund, trauern wir um ein vollwertiges Familienmitglied. Denn der Stellenwert unserer Tiere hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Vorbei die Zeiten von Hunden und Pferden, die ihre Aufgabe, ihren Nutzen zu erfüllen hatten. Unsere Haustiere sind heute Sozialpartner, Freunde und manchmal sogar Arbeitskollegen.

Wenn man derartig intensiv Alltag und Leben teilt, warum dann nicht den immensen Verlust betrauern?

Viele Tierhaltern schämen sich, ihren Schmerz und ihre Traurigkeit um ihr Tier offen kundzutun. Trauer ist in unserer Gesellschaft generell leise. Leider. Den Schmerz zu verstecken und zur Tagesordnung überzugehen, ist aus psychologischer Sicht fatal. Denn sogar nach Jahren oder Jahrzehnten, kann eine unverarbeitete Trauer der Seele schaden – auch, wenn „nur“ um ein Tier getrauert wird.

Die Trauer um einen Hund teilen viele Hundehalter meist nur mit ihrem engsten Umfeld, aber insbesondere mit denen, die selbst Tierhalter sind. Dritte zeigen dafür oftmals wenig Verständnis: „Du heulst immer noch um deinen Hund? Kauf doch einfach einen neuen!“. Als wenn das so einfach wäre…

Ist die Trauer um ein Tier nur etwas für Sensibelchen?

Nein! Die Psychologin Julie Axelrod belegte 2016 in einer Studie, dass der Verlust eines Haustieres sogar schmerzhafter sein kann, als der eines geliebten Menschen.

Warum? Es ist nicht nur der Abschied vom besten Freund, sonder oftmals der unwiederbringliche Verlust einer bedingungslosen Liebe. Denn das ist es, was den Unterschied macht. Die Bedingungslosigkeit der Mensch-Tier-Verbindung.

Während die Beziehung zu Freunden und Familienmitgliedern durchaus emotional belastet sein kann, ist sie es zu unseren Tieren nicht.

Die Treue und Liebe eines Hundes ist nicht ersetzbar.

Unsere Tiere beeinflussen unser Leben, ebenso wie wir ihres. Verschwindet sie aus unserem Leben, ist der Verlust immens. Eine Lücke, die nicht gefüllt werden kann. Und da sich darüber hinaus die eigene Tagesroutine ohne Tier schlagartig ändert, wird es uns rund um die Uhr deutlich.

Fazit: Es ist vollkommen gesund und normal, um sein Tier zu trauern.

Wie halte ich die Traurigkeit aus?

Trauer zuzulassen ist ohne Frage mit viel Mut verbunden. Und es wäre wünschenswert, es würde gedanklich dabei nicht um „aushalten“ und nicht um verdrängen gehen. Beides zu vermeiden ist ohne Frage schwer und erfordert Zeit, Achtsamkeit und Geduld mit sich selbst und den eigenen Emotionen. Dazu kommt, dass es in unserer Gesellschaft leider oftmals als unpassend gilt, offen und merkbar zu trauern.

Um der eigenen Trauer bewusst zu begegnen, kann es hilfreich sein, andere einzubeziehen. Welche Menschen in deinem Umfeld sind wirkliche Helfer? Wer ist aufrichtig empathisch? Wer macht sich nur wichtig oder möchte eigenen Ballast abwälzen?

Dein helfender Begleiter sollte deine Trauer nicht in eine Schablone packen. Trauer ist immer individuell! Es ist wichtig, sich zu öffnen und anzuerkennen, dass eine Zeit der Trauer und Traurigkeit vor dir liegt – und du dir Begleitung auf diesem Weg wünschst.

Je nach Ausgangslage kann diese Begleitung durch einen Profi passieren! Mittlerweile gibt es auch für die Trauer um Tiere erfahrene Trauerbegleiter, Therapeuten oder Seelsorger. Der Vorteil? Ein Profi schöpft seine Kraft aus anderen Quellen und kann dich vollkommen unbelastet und unabhängig unterstützen. Sich einen Profi an die Seite zu holen und der Trauer zu begegnen zeugt nicht von Schwäche, sondern von Mut und Selbstfürsorge – auch, wenn es „nur“ um ein Tier geht!

Mein Kind trauert um unseren Hund (oder ein anderes Tier). Was kann ich tun?

Der Familienhund ist für ein Kind oftmals ein extrem enger Freund und Vertrauter. Je nach Alter des Kindes, kennt es sein Leben nicht ohne sein Tier! Kein Wunder, dass die Trauer eines Kindes um ein Haustier immens sein kann. Kinder gehen enge Bindungen zu ihrem Tier ein, die sich auf ihre gesamte Entwicklung auswirken können.

Die European Child & Adolescent Psychiatry veröffentlichte 2020 eine Studie über die kindliche Trauer um Tiere. Die dokumentierten Auswirkungen waren deutlich! Die hohe emotionale Bindung der Kinder an ihre Tiere, kann nach dem Tod des Tieres zu tiefer und langanhaltender Trauer führen und teilweise sogar zu späteren psychischen Problemen wie zum Beispiel einer Trauerstörung , Depressionen etc.. Jungen waren besonders betroffen!

Es ist daher wichtig zu wissen: Kinder trauern anders als Erwachsene! Manchmal lauter, oftmals stiller, zeitversetzt oder in Schüben. Aus Verdrängung und Hilflosigkeit heraus, zeigt ihre Trauer andere Gesichter. Wutausbrüche, aber auch Toben oder überdrehtes Lachen können Ausdrucken dessen sein. Und selbst, wenn alles gut scheint, brodelt es manchmal weiterhin unter der Oberfläche.

Kinder wünschen sich eine normale Welt und leiden oft still und lange. Was kannst du tun, um einem trauernden Kind zu helfen? Begleite es! Gespräche, Nähe und Zeit sind wichtige Faktoren. Ebenso, Gefühle zu erkennen und zu verbalisieren. Je nach Alter des Kindes können Spiele, thematische Bilderbücher und altersgerechte Zeremonien durch die Phasen der Trauer helfen.

Wenn du selbst trauerst, die Trauer deines Kindes übermächtig oder langanhaltend scheint, ist es ratsam, sich professionelle Unterstützung zu holen. Kindertherapeuten oder spezialisierte Trauerbegleiter stehen hilfreich zur Seite. Und für Kinder ist es äußerst hilfreich, jemandem zu haben, der mit ihnen in einfühlsamer und therapeutischer Weise spricht.

Meine 5 wichtigsten Tipps, wenn du um deinen Hund trauerst

Nimm dir Zeit für den Abschied

Manchmal kommt der Verlust eines Tieres plötzlich und unerwartet. Ein Unfall, eine Magendrehung: alles geht furchtbar schnell. Oftmals ist es aber absehbar. Die Begleitung eines chronisch kranken oder alten Tieres kann Wochen oder Monate dauern. In kleinen Schritten kann man sich auf den endgültigen Moment vorbereiten. Zeit ist dabei der wichtigste Faktor – für dein Tier und für dich selbst. Auch für die Tage nach dem Abschied solltest du dir so viel freie Zeit und Ruhe einplanen wie möglich. Zeit für eine Abschiedszeremonie, für das Schaffen von Erinnerungen, Zeit für Tränen. Und vielleicht brauchst du mehr Schlaf als üblich. Bitte gestehe dir das zu!

Erlaube dir deine Trauer und Traurigkeit

Zeit ermöglicht dir, deine Trauer bewusst wahrzunehmen. Tränen dürfen laufen. Manchmal macht Trauer auch wütend, hilflos oder einfach unendlich müde. Ebenso darf man überdreht sein oder launisch. Trauer ist wie sie ist. Es gibt kein Richtig oder Falsch.

Informiere dein Umfeld

Dein Familien- und Freundeskreis sollte wissen, dass du einen Verlust betrauerst. Nur dann können sie hilfreich sein. Vielleicht macht jemand mit dir einen Spaziergang (der erste ohne Hund ist furchtbar!), schaut alte Fotos mit dir oder kocht dir Schokoladenpudding. Trost tut gut.

Finde jemanden zum Reden

Es ist perfekt, wenn sich ein guter Zuhörer in deinem Umfeld findet. Für viele ist Trauer allerdings ein schwieriges, angstbesetztes Thema. Manch einer versteht es zudem nicht, dass deine Trauer einem Tier gilt. Oder aber -und das ist fast noch schwieriger- dein Gegenüber erzählt dir von eigenen Verlusten. Im Moment geht es nur um dich! Eine emphatische und wertschätzende Begleitung kannst du von einem professionellen Therapeuten, Seelsorger oder Trauerbegleiter erwarten. Gegebenenfalls ist das eine gute Option, die du dir für deine seelische Gesundheit leisten solltest!

Schaffe Erinnerungen

Ganz wichtig! Schaffe dir Erinnerungen, die dich begleiten und dir mittel- und langfristig in deiner Trauer helfen. Irgendwann wird dein Herz wieder leichter, eine schöne Erinnerung an dein Tier wird dir dann ein liebevolles Lächeln ins Gesicht zaubern. Als Erinnerung taugt alles, was dein Herz berührt. Von einem kleinen Gedenkplatz zu Hause mit Fotos, Kerzen und Blumen, über die Urne deines Tieres im Regal, bis hin zum Erinnerungsdiamant. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten!

Ein großer Fehler, den du vermeiden solltest

Vieles habe ich bereits erwähnt. Spiele deine Trauer nicht herunter, verstecke und verschweige sie nicht! Ertrage nicht die Verlustgeschichten anderer, die eigentlich dir zu hören sollten.

Aber über ein Gefühl haben wir noch nicht gesprochen: Schuld.

Im Gegensatz zu dem Verlust eines geliebten Menschen, können wir beim Tier oftmals den Zeitpunkt des Todes bestimmen. Der Besuch des Tierarztes, die unausweichliche Euthanasie. Wir stimmen dem Tod unseres Tieres zu und wählen den Zeitpunkt. Ein Albtraum für die menschliche Seele, der oft das Gefühl macht, schuldig zu sein. Auch bei Unfällen können Schuldgefühle mitschwingen. War ich unachtsam und schuldig, dass mein Hund auf die Strasse gerannt ist? Habe ich etwas falsches gefüttert, dass zur Magendrehung oder zur Kolik geführt hat? Habe ich etwas falsch gemacht und mein Tier könnte noch leben?

Es gibt nur eine Antwort darauf: Nein.

Schuld entsteht durch Vorsatz, durch Böswilligkeit, Gewalt. Täter machen sich wissentlich schuldig.

Unfälle passieren. Das Leben passiert. Der Tod ist Teil davon.

Von uns für dich

Ich habe selbst viele Tiere betrauert und weiß wie es ist, den Seelenhund oder ein geliebtes Pferd zu verlieren. Ich hasse es. Aber ein Leben ohne Tiere kommt nicht in Frage. Also lebt man immer wieder mit gebrochenem Herzen. Es ist Teil der bedingungslosen Liebe.

Als Therapeutin habe ich in den letzten 20 Jahren sehr viele Abschiede und Trauernde begleitet. Mütter, die ihre Kinder betrauerten, Kinder an den Särgen ihrer Väter oder Großeltern. Erwachsene und Kinder, die ihre geliebten Tiere verabschieden mussten. Tiere, die um ihre Freunde weinten.

In Gemeinschaft fällt das Thema leichter, unabhängig davon, ob man trauert oder sich als Tierhalter oder Tierprofi mit dem Thema auseinandersetzen möchte.

Wenn du dich mit Abschied, Tod und Trauer befassen möchtest, lade ich dich herzlich in unsere Facebook-Gruppe (fb.com/groups/trauerumtiere) ein. Gespräche, Austausch und Wissen helfen, die Angst vor diesem großen Thema zu bewältigen.

Ich freue mich, von dir zu hören! Alles Liebe, Angela (Herausgeberin Altes Tier)